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Murales di Orgosolo

Sardinien / Italien

Die Wandmalereien von Orgosolo

Ungezählte Wandmalereien zieren die Straßen und Gassen von Orgosolo. Die „murales“ erzählen von Bräuchen, Traditionen, von Kultur und politischem Widerstand. In den turbulenten sechziger und siebziger Jahre sind die meisten dieser Wandbilder entstanden. Noch heute zeigen sie den Alltag der Menschen. Sie zeigen Bauern, Patrizier, Macht-kämpfe oder soziale Themen, Frauen bei der Arbeit und allgemeine Szenen aus dem Alltag.

Mittlerweile sind die „Murales“ in die Jahre gekommen. Von Wind und Wetter ausgebleicht und an den Wänden der Gebäude teils verwittert. Der Putz bröckelt. ein einzigartiger maroder Charme.

In meinen Fotografien möchte ich die einzelnen Kunstwerke in die Mitte der Betrachtung stellen.

Ich habe die Bilder herausgelöst aus den Wänden, um sie als Einzelarbeiten, als Kunstwerke zeigen zu können. Ich sehe nicht Graffiti, ich sehe Kunst.

Beim Gehen in den Gassen von Orgosolo vermischen sich für mich die Motive und Malereien untrennbar mit der Kulisse der Ortschaft. Bilder, Straßen und Gebäude verschmelzen ineinander. Die eigentlichen Motive gehen weit über das Bildfeld des Auges hinaus und somit sprengen sie ebenfalls den Bildrand der Fotographie. Figuren in den Wänden gehen förmlich in eine Gasse hinein. Ein weißes Pferd läuft durch die Gassen und hat sein Bild in der Wand verlassen. Das Bildfeld, die Fotografie ist eingebettet in ein inhalt-lich weiterführendes Passepartout.

Saggezza Antica. Drei Frauen sind sitzend, arbei-tend auf die Mauer einer kleinen Auffahrt gemalt.

Im Vordergrund geht der gemalte Boden nahtlos über in den realen Boden im Passepartout. Das Geländer und das dahinterstehende Gebäude sind real, aber optisch nur schwer zu trennen von der bemalten Wand davor. Ist das links ins Passepar-tout hineinragende Geländer nur Schatten? Wo ist der Söller im Bild oben zugehörig? Bilder und Realität verschmelzen.

Die tanzende Teresa Strada und ihre farbige Fröhlichkeit bleiben von der rauen, von Wasser-schlieren und Algenbewuchs in Mitleidenschaft gezogenen Wand unbenommen. Die Zeit ist scheinbar spurlos an ihr vorüber gegangen. Ihre Freude lebt.

L´universitá. Der Zahn der Zeit hat die Fassade ausbleichen und bröckeln lassen. Braun, rissig und stellenweise ausgebessert, ist sie gleichzeitig Hintergrund und Rahmen. Unter dem abgefallenen Putz scheint eine ältere Malerei durch. Der an einem Tisch sitzende Professor oder Studierende(?) ragt in leuchtenden Farben hervor. Die Farben sind als direkter Kontrast zu dem öden Umfeld verstärkt und werden so zum Fokus für das Bild.

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