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Aus alter Zeit

Wie aus den frühen Tagen der Fotografie

Vielleicht wie Aufnahmen

aus dem 19. Jahrhundert

Die Entstehung und Entwicklung der Fotografie fasziniert mich schon lange. Fotografien sind Dokumente der Art

„So ist es gewesen“ und zeigen Moment-aufnahmen vergangener Zeiten.

Direkt vor der ersten „dunklen Kam-mer“, dem fotografischen Apparat zu stehen, mit dem das erste beständige und bis heute erhaltene Bild in Saint-Loup-de-Varennes entstand, fesselte mich. Acht bis neun Stunden Belich-tungszeit waren damals notwendig.

Die lichtempfindliche Platte war be-schichtet mit einer Emulsion aus Asphalt, Terpentin, Benzol und Chloroform. Die Entwicklung erfolgte unter anderem auf der Basis von Lavendelöl und Petroleum. So wurden die schwächer belichteten Asphaltpartien, die durch das Licht weniger ausge-härtet wurden, herausgelöst.

Diese erste Fotografie von Joseph Nicéphore Niépce wird datiert auf das Jahr 1826 oder 1827. Diese Kamera, die für die weltweit erste bis heute erhaltene Fotografie vor nun fast 200 Jahren gebaut wurde, war letztendlich nicht mehr als eine Holzkiste mit einem Einlinser als Objektiv davor. Ich wollte sie sehen und so fuhr ich in das Musée Nicéphore Niépce nach Chalon-sur-Saône.

Mit diesen Eindrücken im Kopf überlegte ich mir, wie Bilder heute aussehen könnten, wenn sie in dieser Zeit ent-standen wären. Verschiedene, für mich relevante bildhafte Aspekte, habe ich versucht umzusetzen:

  • Die Emulsionen auf den lichtem-pfindlichen Platten waren in den ersten Jahren alles andere als gleichmäßig. Dies führte zu un-terschiedlichen Schwärzungen bei gleichem Lichteinfall.

  • Die Qualität in Bezug auf Reinheit war sehr gering. Ungleichmäßig-keiten, Verschmutzungen und Staub waren flächig sichtbar.

  • Die Emulsionen konnten den Kontrast-umfang nur sehr gering wiedergeben. So waren in hellen Bildpartien Überstrahlungen normal.

  • Geisterbelichtungen, also nicht zum Bild selbst gehörende trans-parente Fremdlinien oder Fremd-schatten, waren anfänglich sichtbar. Diese entstanden in den Verarbeitungsprozessen bei der Entnahme der Platten aus der Kamera oder durch nicht ganz lichtdichte Plattengehäuse und beim Entwicklungsprozess selbst.

  • Bedingt durch die anfänglich notwendigen sehr langen Belich-tungszeiten sind die ersten Motive natürlich in Architektur und Landschaften zu finden. Men-schen kamen erst dann hinzu, als die Belichtungszeiten deutlich kürzer wurden, im Bereich unter etwa einer Minute.

  • Ab der zweiten Hälfte der 1830er Jahre waren die Qualitäten sehr schnell besser geworden. Die Bilder konnten fortan fast ohne all die genannten Probleme gefertigt werden.

  • Spuren äußerer Einflüsse kommen nach dieser langen Zeit allemal hinzu. Schimmelränder, Feuchtig-keitsspuren oder unerwünschte langfristige Lichteinfälle bei nicht sachgemäßer Lagerung sind auffällig.

  • Die Konsistenz in der Bildfläche wäre nach so langer Zeit in der Regel heute ausgebleicht oder verfärbt.

 

Fasziniert von alten französischen Dörfern und Höfen, alten Mauern, Fassaden und Landschaften, wollte ich diese so abbilden und wiedergeben, wie sie auch vor 200 Jahren vielleicht schon hätten fotographiert werden können.

Von den ersten Asphalt-Bildern bis zur heutigen hochpräzisen Digitalfotografie sind etwa 200 Jahre vergangen. Was sich verändert hat, ist die technische Qualität und die technischen Möglich-keiten. Die Bilder selbst sind die gleichen geblieben.

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